Nicht jeder erhält eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) oder kann sie sich leisten. Doch das bedeutet nicht, dass Sie auf den Schutz Ihres Einkommens verzichten müssen. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) ist die clevere Alternative, die Ihnen ein finanzielles Sicherheitsnetz bietet, wenn Sie es am dringendsten brauchen.
Der wichtigste Punkt vorweg: Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung hat eine strengere Leistungsvoraussetzung als die Berufsunfähigkeitsversicherung. Diesen Unterschied müssen Sie kennen, denn er ist der Grund für den günstigeren Beitrag.
Berufsunfähigkeit (BU): Sie erhalten eine Rente, wenn Sie Ihren zuletzt ausgeübten Beruf zu mindestens 50 % nicht mehr ausüben können.
Erwerbsunfähigkeit (EU): Sie erhalten eine Rente, wenn Sie keine Tätigkeit am allgemeinen Arbeitsmarkt für mehr als drei Stunden täglich ausüben können.
Ein Dachdecker, der wegen eines Rückenleidens nicht mehr auf dem Dach arbeiten kann, aber noch als Pförtner oder im Büro tätig sein könnte, wäre berufsunfähig, aber nicht erwerbsunfähig. Kann er jedoch gar keiner Arbeit mehr nachgehen, greift die EU.
Gerade für Handwerker und andere körperlich tätige Berufe gibt es neben der EU eine weitere wichtige Alternative: die Grundfähigkeitsversicherung (GFV). Beide sichern Sie finanziell ab, aber sie tun es auf fundamental unterschiedliche Weise.
Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) fragt: "Können Sie überhaupt noch arbeiten?" Sie leistet nur, wenn Sie gesundheitlich so stark eingeschränkt sind, dass Sie in keinem Beruf mehr als drei Stunden täglich arbeiten können. Der Fokus liegt auf dem wirtschaftlichen Ergebnis.
Die Grundfähigkeitsversicherung (GFV) fragt: "Welche Fähigkeit haben Sie verloren?" Sie leistet, wenn Sie eine oder mehrere im Vertrag klar definierte körperliche oder geistige Fähigkeiten verlieren – zum Beispiel den Gebrauch Ihrer Hände, das Heben und Tragen, Sehen oder Knien. Ob Sie theoretisch noch einen anderen Beruf ausüben könnten, ist für die Leistung irrelevant.
Für einen Handwerker kann der Verlust der Feinmotorik in den Händen das berufliche Aus bedeuten. Auch wenn er dann noch nicht "erwerbsunfähig" ist, wäre sein Einkommen weg. Genau hier zeigt sich die Stärke der Grundfähigkeitsversicherung als praxisnahe Absicherung für alle, deren Beruf von bestimmten körperlichen Fähigkeiten abhängt.
Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist kein Ersatz, sondern eine gezielte Lösung für alle, für die eine BU nicht infrage kommt. Sie ist das unverzichtbare Sicherheitsnetz für mehrere Gruppen:
Als Handwerker, Gerüstbauer, Dachdecker oder Pflegekraft ist Ihr Körper Ihr Kapital. Das Risiko einer Berufsunfähigkeit ist hoch, was eine BU oft sehr teuer macht. Die EU bietet hier einen soliden und bezahlbaren Grundschutz für den Fall, dass gesundheitlich gar nichts mehr geht.
Wie kann der Lebensstandard gehalten werden, wenn das Einkommen aus gesundheitlichen Gründen wegen Krankheit oder nach einem Unfall wegfällt? Ohne passende Vorsorge für die meisten Menschen vermutlich gar nicht. Denn die Leistungen des Staates sind in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen. Oft beträgt die staatliche Erwerbsminderungsrente weniger als ein Drittel des letzten Bruttogehalts. Der privaten Arbeitskraftabsicherung kommt daher bei der Versicherungsberatung eine zentrale Aufgabe zu.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist meist die erste Wahl. Das Risiko, im Laufe des Lebens seinen ursprünglichen Beruf nicht mehr ausüben zu können, ist vor allem für körperlich Tätige sehr hoch. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass Arbeitnehmer dauerhaft berufsunfähig werden, liegt bei 20 bis 25 Prozent. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) hat mit der Internet-Seite „wie-ist-mein-bu-risiko.de“ ein Angebot geschaffen, mit dem jeder sein persönliches Risiko anhand einiger Stellschrauben wie Beruf, Alkoholkonsum oder Gewicht ermitteln kann.
Der Nachteil einer BU-Versicherung: Für körperlich arbeitende und für gesundheitlich vorbelastete Menschen ist sie mitunter recht teuer. Manchmal führen Vorerkrankungen auch zu einer Ablehnung.
Eine günstigere Alternative kann da eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung sein. Die Kosten einer EU liegen bei gleichen Voraussetzungen und gleicher versicherter Rentenhöhe bei etwa 50 Prozent einer Berufsunfähigkeitsabsicherung.
Allerdings sind auch die Voraussetzungen, eine Rente aus der Erwerbsunfähigkeitsversicherung zu beziehen, deutlich höher. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt laut Finanztip.de, sobald der Versicherte höchstens noch 50 Prozent seiner letzten beruflichen Tätigkeit ausüben kann. Geld von der Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU-Versicherung) bekommt hingegen erst, wer weniger als drei Stunden in irgendeinem Beruf arbeiten kann. Ein Handwerksmeister, der noch im Büro oder als Pförtner arbeiten kann, würde also kein Geld bekommen. Warum der Versicherte erwerbsunfähig ist, spielt keine Rolle. Auch psychische Ursachen sind versichert.
Experten raten gerade Menschen in risikoreichen Berufen – wie Dachdecker oder Gerüstbauer – dazu, für die Absicherung ihrer Arbeitskraft zumindest eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Auch für Personen, die ein geringes Einkommen haben und/oder Studenten und Auszubildende, die bisher kaum in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben, kann sich diese Police lohnen. Für klassische Büroarbeiter ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung erschwinglich und sichert genau die Tätigkeiten dieser Person ab. Für körperlich Tätige lohnt sich die Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Sie sind meist bereit, einen anderen Beruf auszuüben – doch wenn alle Stricke reißen, können sie auf den Schutz einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung bauen.